Wednesday, November 22, 2006

FEAR OF GOD - shirt





Eines von unzähligen1 umherschwirrenden Fear Of God Shirts, aber in dem Fall wohl mit Einverständnis der Band; gedruckt von Skrupel Leuten oder RSR, lasse mich hier aber auch korrigieren.

Mit Sicherheit eine der großartigsten Bands, die die Stromgitarre hervorgebracht hat und ohne die vieles im Noisecore und Grindcore Sektor nie herausgekommen wäre (was manchmal positiv ist, aber mich meist eher genervt abwinken lässt, wenn man bedenkt, was der Bereich so hervorgebracht hat und hervorbringt, bzw. was für eine Müllhalde daraus wurde - alleine der Fear Of God Wahn inkl. einhergehender Bootlegs in den 90ern war eher erst recht der Sargnagel als alles andere). Wie auch immer: für einen kurzen Augenblick war das eine ganz spannende Sache mit dem 'richtigen Ohr zur richtigen Zeit'.


Oder recht subjektiv im Essay zur "Zeitgeist" Discographie:



"Zeitgeist


„Anti-art was the start
establishments like a laugh
yes we‘re very entertaining
overtones can be betraying“
(X-Ray Spex, „i am a poseur“, 1978)



Unfall

Eigentlich hat die ganze Geschichte angefangen interessant zu werden, als irgendwann in den späten 60er Jahren der englische Hilfsarbeiter Toni Iommi bei einem Arbeitsunfall zwei Fingerkuppen verliert. Kurze Zeit später trifft er einen komischen Typen namens John Michael Osbourne und gründet 1968 Black Sabbath.
1968. Woodstock. „Studentenrevolte“. Mein Geburtsdatum auch, in doppeltem Sinne: Die Musik, die später mein Leben bestimmen sollte, erblickte zeitgleich mit mir das Licht der Welt. Meines war das der Neonröhre im Kreißsaal von St. Gallen, unweit von der Bar „Blauer Aff“, in der Black Sabbath zwei Jahre später spielen werden, mitten im berüchtigten, aber dann doch sehr kleinen Rockerviertel des Kaffs.

Ein Unfall also brachte diese Musik hervor (ob dies auch für meine Existenz gilt, kann ich nicht sagen). Der Soundtrack der ewig Pubertierenden, der Underdogs, der Gernegroßen und der Verlierer. Entstanden durch einen Arbeitsunfall eines Hilfsarbeiters in Birmingham, einer Stadt, die langsam zerbröckelte, so wie ein paar Jahrzehnte zuvor das britische Empire zu zerfallen begonnen hatte. Die Sonne begann nun doch auf englischem Grund unterzugehen und die Vampire des Thatcherismus wurden schon ganz kribbelig in ihren Mausoleen der Macht.
Der Niedergang des Empire. Die ideologische Krise des Kapitalismus in den 60ern. Der Hilfsarbeiter mit den zwei fehlenden Fingergliedern in der einstigen Handelsmetropole. Die Musik, die aus dieser Krise geboren wurde. Eine Kette, die diese Brocken mühsam zusammenhalten soll. Bilder, die allesamt zum Thema passen.
Ist dieser Bezug zu groß gewählt? Was hat poplige Weltgeschichte zu tun mit primitiver Musik, die im wesentlichen auf drei Akkorden beruht?

MC 5 oder die Stooges, die Ramones oder die New York Dolls, das waren Rockbands. Schneller, härter, abgedrehter als ihre Vorgänger und genial auf ihre Weise, aber musikalisch blieben sie dem Rock verbunden. Black Sabbath machten was neues. Behinderte spielen halt anders.
Trotzdem: die Ironie dieser Geschichte ist grossartig - Heavy Metal und auch Punk können auf die verkrüppelten Finger eines englischen Hilfsarbeiters zurückgeführt werden. Nicht ausschliesslich und nicht ohne notwendige Ergänzungen und sicher auch nicht ohne Widerspruch derjenigen, die das hier lesen. Geschichtsschreibung ist nunmal ein Handwerk, bei dem zurechtgebogen und glattgehämmert wird, dem schönen Bilde wegen.
Aber trotzdem: eine mögliche Lesart ist es. Sie gefällt mir. Meine Musik ist das Produkt eines Arbeitsunfalls. Ist das nicht ein gleichermassen grotesker, wie epischer, tragischer wie fantastisch anmutender Bezugsrahmen?


Überfall

Der andere Teil der Geschichte, die Mitte der 70er Jahre, ist ungleich interessanter. Punk. Dada für Prolls und Pennäler.
Nach der ideologischen Krise kam dann postwendend die materielle. Profitraten sackten ab, Buchhalter fälschten Bilanzen was das Zeug hielt und zwei, drei Sonntage lang durfte sich auf den Autobahnen das Konsumvolk mit Rollschuhen und Fahrrädern vergnügen. Man hatte ja Zeit, die blauen Briefe machten den Postboten die Taschen schwer.Toll. Freizeit lag auf der Strasse.
In London, New York, Los Angeles und sogar Zürich begann es zu krachen. Fachleute streiten sich in immer häufiger werdenden Publikationen zum Thema darüber, wo es denn zuerst gewesen sei. Fakt ist: eine Unzahl neuer Bands sproß bald wie Atompilze aus den Böden. Die Namen sind bekannt, auch wenn sie, ich erwähnte es bereits, in die Tausende gehen mögen.
Die Instrumente waren angespitzt, der Frontalangriff auf die lahmarschige Hippie-, und Rockdinosauriergesellschaft hatte begonnen. Bald sollte er schon wieder vorbei sein. „Bei Punk spürte ich: Das ist das erste Mal, dass Musik eine Regierung stürzen könnte.“, meinte einer von DAF rückblickend dazu. Naja. Schön wär‘s gewesen.
Schnell verebbte die Welle, wurde von der Industrie aufgesogen oder erging sich, wie ihre musikalischen Väter und Mütter, in langweiligen Artsyfartsy-Eskapaden.

Im Mai 1980 kam es vor dem Opernhaus in Zürich zum Knall. Die „Kulturleichen“ wollten Freiräume statt Bonzenkultur. Die Bullen wollten die „Kulturleichen“ nicht vor dem Opernhaus. Gummigeschosse, Tränengas und Pflastersteine eröffneten den Reigen. Ein paar Tausend Bob Marley Fans torkelten etwas später bekifft vom Hallenstadion in die Innenstadt hinunter und plünderten, was das Zeug hielt. Am nächsten Morgen war eine neue „Jugendbewegung“ geboren. Man wollte ein AJZ und zwar subito. Man sollte es bald kriegen und wieder verlieren. Man sollte damit erfolgreich an der Grundsteinlegung für die heutige Party- und Sexy-Szene beteiligt sein. Ein voller Erfolg also.

In andern Städten, in denen es ebenso zu brodeln angefangen hatte, nicht überall so lang andauernd und erdbebenhaft, wie in Zürich, trat die dritte Punkgeneration auf den Plan. Die Musik wurde derber, besser, fing an, sich von den Majorlabels abzunabeln. In Zürich wurden dafür massenweise neue Junkies ausgebildet, die sich täglich zu Aberhunderten trafen, um der glotzenden Bürgermeute eine ungesehene Varieténummer der Generation vorzuführen, der man ganz ganz kräftig auf die Köpfe geschissen hatte.
Die Squats, von denen es beinahe überall Unmengen gab, wollten unterhalten werden. Was liegt näher, als dass sich Idioten bald überall dieser Räume anzunehmen begannen? Hardcore-Punk nannte sich das. Man wollte es nochmals wissen.

Zeitgleich nahmen die Nickelbrillen und Wollpullis wieder überhand. Man war unheimlich gegen Krieg, machte sich Sorgen um den heimischen Wald und träumte von einem bisschen Frieden. Überall, sogar vor dem Migros in Herisau, in dem Scheisskaff, in dem ich damals vegetierte, saßen junge Leute mit Gitarren im Schneidersitz rum, quäkten langweilige Songs und waren nett zueinander.
Tragisch alles.


Abfall

Tragisch war auch die Geschichte von FEAR OF GOD. Eine Band, die es eigentlich kaum je gegeben hat. Ein paar mal proben, ein paar Auftritte und ein Studiobesuch. Das war‘s. Besser: das war der eine Teil davon. Was zu FEAR OF GOD geführt hat, soll das Thema dieses Textes sein und eines der Resultate dieser Geschichte ist vorliegende Doppel-LP.
Die Geschichte von FEAR OF GOD nachzuerzählen ist nicht einfach. Nicht, weil es die Band lange gegeben hätte oder weil es viel zu erzählen gäbe über die unmittelbaren Ereignisse, sondern weil FEAR OF GOD in ihrer ganzen Beschränktheit paradigmatisch für radikale Untergrund-Kultur des späten 20. Jahrhunderts stehen könnte. Weil FEAR OF GOD einen Trend miteingeläutet hatten, der zu massenhaft peinlichen Bands und ansehnlichen Umsätzen in der CD, T-Shirt und Körperschmuck-Industrie führen sollte, aufs Innigste mit Punk, wie mit Metal verwandt, doch genauso anders, genauso neu. Aber wie andere Bands der ersten Generation von irgendwas, so machte sich auch FEAR OF GOD schnell wieder aus dem Staub. Andere Bands folgten nach, noch idiotischere, und machten aus dem Noisecore / Hardcore Ding eine Komödie, in der es nur noch darum gehen sollte, möglichst viele Songs auf eine Platte zu kriegen oder möglichst derbes Gegrunze zu fabrizieren. In einem Wort: ein weiterer beschissener Trend.
Wir haben es bewiesen: wir können weder Regierungen stürzen, nicht mal richtig ins Wanken bringen wir sie und der Bildersturm blieb aus. Keine Kulturrevolution im Bankenland.

Ich würde sogar behaupten, dass es spätestens nach 1988, dem Jahr, in dem FEAR OF GOD sich aufgelöst hatten, keine Underground-Szene im herkömmlichen Sinn mehr gab.
Die Zeit war vorangeschritten und hatte, ähnlich wie ein wandernder Gletscher, ein Trümmerfeld zurückgelassen.


Rückfall

Black Sabbath kämpften zu Beginn wohl genauso gegen die Rockdinosaurier an, die sie erst möglich gemacht hatten, die ihre Geburtshelfer (und ihre Totengräber) waren, wie der Dinosaurier Black Sabbath später zum Teil des monolithischen Establishments geworden war, der die Kids überall dazu brachte, selber Musik zu machen.
Im selben Verhältnis, in dem Songs wie „N.I.B.“ zur erdrückenden Spiessergesellschaft ihrer Zeit standen, waren „Anarchy in the U.K“ , „White riot“ oder „N.Y. Punks“ ungehörte Ausbrüche derselben Teen-Angst einer nachrückenden Generation. Die Rebellion war nie fruchtbarer und nie bedrohlicher als 1976-79.
Leider hatte ich damals nicht viel davon mitbekommen. Nur die bunten Haare, die ich für einen Modegag hielt (was sie dann ja auch waren) und in Herisau, in den Voralpen, in diesem beschissenen Dorf, nur mit „New Wave“ assoziiert waren und „New Wave“ war für mich nur Pop für Besserverdienende (auch das stimmte).
Auf unsere Weise waren wir damals in diesem Kuhdorf die Ersatzpunks. Wir rotzten genauso die Passanten an, fuhren mit geklauten Mofas rum, malten Graffiti, schlugen uns die Köpfe ein und versuchten einfach, so nervig wie möglich zu sein. Nur stand auf meiner Lederjacke „Venom“ und mein Iro war eine blonde Matte.
Ich hatte um 1981 angefangen, „New Wave of British Heavy Metal“ (NWOBHM) Bands zu hören. 1981 war das Venom‘s „In league with Satan“ Single, bald gefolgt von „Welcome to hell“, dem Album, das alles andere einfach weggeblasen hat. Die AJZ-Bewegung hatte mich nur am Rande interessiert und was ich an Punk kannte (Sex Pistols, diverse „New Wave“ Bands), das war mir zu langweilig.
NWOBHM wäre ohne Punk nicht denkbar gewesen, genauso wie Punk ohne die Metalbands der 70er nicht stattgefunden hätte. NWOBHM nahm die Energie des Punk auf und trug sie in die Heavy Metal Szene. Das Resultat waren einige wunderbare, in ihrer Unbekümmert- und Echtheit genauso hoch zu schätzende Platten, wie die frühen Punkperlen. Blitzkrieg, Aragorn, Avenger, The Hell, Venom - warum wird heute keine solche Musik mehr gemacht?
Bands auch, die rund zwei Jahre später weitere Gruppen beeinflussen sollten. Slayer, Metallica, Anthrax - undenkbar diese immer schneller und härter werdende Musik ohne Black Sabbath, ohne Punk und ohne NWOBHM.
Auf der Punkseite bildete sich wiederum, ebenfalls in den späten 70ern, frühen 80ern die Hardcore-Bands heraus (erstes Vinyldokument: Middle Class „Out of vogue“ 7“ von 1978), die den Ball vom NWOBHM aufnahmen und ihrerseits den Niedergang des Punk, oder „New Wave“, wie er von der Industrie bald umgetauft werden sollte, vorantrieben: Black Flag, Circle Jerks, dann die furiosen D.R.I., The Fix, Negative Approach, Deep Wound, SSD, Minor Threat, Discharge oder etwas später die unerreichten Siege - alle waren sie Kinder der Dinosaurier und alle wollten sie ihre Überväter nach griechischen Vorbild auffressen, um sich von ihnen zu befreien.
Der Gegensatz Punk - Metal, den es rückblickend betrachtet so absolut gar nicht gibt, zumindest auf der Untergrund-Ebene. Die Schnittstellen waren es, die die Radikalisierung vorantrieben und den jeweiligen Vatermord zum Ziel hatten. Musikalisch schienen seit Wretched oder auch Pandemonium aus Holland die Grenzen abgesteckt (um nur die zwei zu nennen, denn es gab Hunderte solcher Bands), genauso wie beim Metal seit Hellhammer, Possessed und Death. Aber dann kamen wieder die Verlierer ins Spiel. Die Idioten sozusagen. Ich war einer von ihnen.


Ernstfall

Man könnte behaupten, wenn man es von einem rein technischen Standpunkt aus betrachtet, dass es stets die weniger talentierten, die noch schlechteren Musiker und Musikerinnen waren, die den Status quo angegriffen und neu definiert haben. Heißt es, einem Kulturpessimismus das Wort zu reden, wenn ich behaupte, dass die Geschichte des Punk- und Metal-Undergrounds von einer stetigen musikalischen Abwärtsbewegung bestimmt wurde? Man könnte es jetzt natürlich schöner ausdrücken und geschwollener und dürfte so mit Begriffen wie „Vereinfachung“ oder „Dekonstruktivismus“ operieren. Aber seien wir ehrlich - wir Idioten haben Musikgeschichte geschrieben. Wir, die wir anfangs zwei Fingerkuppen zu wenig hatten und mit diesem Handikap neue Arten, Gitarre zu spielen, erfinden mussten und die wir später dann gar keine Gitarren mehr hatten (auch keine Computer oder DJ-Plattenspieler, den die waren nur der vom Zeitgeist auferlegte Zwang, Gitarren durch was moderneres zu ersetzen - der Leistungsirrglaube blieb, diese wahnwitzige Idee, immer der beste sein, etwas „leisten“ zu müssen).
TM, mit dem ich das MEGAWIMP Fanzine und OFF THE DISK RECORDS betrieben hatte ca. 1985 ein geniales Tape aufgenommen, Blood Munster, auf dem eine Kuckucksuhr zum Einsatz kommt und als Hauptinstrument eine alte mechanische Schreibmaschine. Bei Atta, mit denen bei mir alles 1984 angefangen hatte, waren‘s Staubsauger, kaputte Radios und Küchengeräte, sowie eine Waschtrommel. Wer erinnert sich dabei nicht an Pfurri, Gorps und Knirri, wie sie mit Müllsäcken und Abfall als Instrumenten einen beinahe-Hit landeten, schunkeltauglich allerdings, doch ein Schritt in die richtige Richtung. Oder die genialen, leider vergessenen Lama aus Tibet? Ach, das sind nur noch Namen ohne Bedeutung.
Die Freejazzer Norbert Möslang und Andi Guhl, beide aus der Umgebung von St.Gallen kommend, hatten sowas noch früher gemacht, nannten es „Geknackte Alltagselektronik“. Sie liessen etwa einen umgebauten Plattenspieler auf dem Boden herumfahren und der tastete mit der Nadel den Boden ab, elektrisch verstärkt. Die Effekte waren in etwa gleich - ob diejenigen dieser Künstler oder von uns Idioten: der Krach schien für Aussenstehende derselbe zu sein.
Die Absicht dahinter, die Motivation, allerdings war verschieden. Sie machten es, weil sie genug geklimpert hatten und auch anders konnten, wir, weil wir einfach nichts anderes auf die Reihe kriegten. Idioten halt. (Aus dem gemeinsamen Projekt wurde dann aus diesen Gründen 1990 auch nichts.)

Diese Idioten konnten plötzlich nicht mehr genug kriegen. Lärm oder Second Hell reichten nicht mehr. Es musste mehr Krach her. Genocide Association aus Florida machten‘s vor mit ihrem genialen Tape: Musik, die sich selber auffrißt. Cyanamid mit ihrer unglaublichen „Stop the world“ EP - das war‘s! Nur brutaler noch musste die Musik werden, total abstossend - niemand sollte sich mehr amüsieren können, wenn FEAR OF GOD (zuerst noch „Bunch Of Lies (B.O.L.) genannt) kamen. Nun ja - der Erfolg war bescheiden. Als die göttlichen Mad aus New York ihre erste Single von 1978 mit „I hate Music“ veröffentlichten, schufen sie mit ihrem Versuch, die Musik zu zerstören den wahrscheinlich besten Song überhaupt. FEAR OF GOD hingegen brachten nur krachiges Zeug und noch schlechtere Nachfolger hervor. Wir hatten übersehen, dass man sich halt wirklich zu allem amüsieren kann. Nur schon die Sache mit den Splatterfilmen, die damals noch ein Schattendasein fristeten und gerade in der Noisecore-Szene starken Anklang fanden (inzwischen ist auch ihre Ästhetik bis nach Hollywood vorgedrungen). Das modernekritische, sozialrevolutionäre Element von „Night of the living Dead“, die existienzalistische Gedärmeerfahrung („Man Eater“) oder der Angriff auf den kapitalistischen Konsumkonsens in „Dawn of the Dead“: nichts davon spiegelte sich in den Rezeptionen der Bands wieder, die einzig die derbe Form dieser Filme aufnahmen – Carcass und Konsorten blieben artige Äffchen, die nachzumalen versuchten, was ihnen der Laborateur vorgesetzt hatte. So ergötzten sich also auch VegetarierInnen und Vegane an Splatterfilmen: man wollte im täglichen Leben zwar Lederschuhe nicht mal anfassen, fand es aber toll, wenn die Innereien auf der Leinwand noch dampfend verzehrt wurden.
Auch hier wurde schnell klar, welche Lesart sich durchsetzen würde. Der Beliebigkeitswahn natürlich, die Angewohnheit, von allem nur noch die Oberfläche wahrzunehmen und ihre Erscheinungen wild durcheinander zu bringen. Splatterfilme sind dafür ein günstiges Spielfeld und so sind sie mittlerweile zum integralen Bestandteil der urbanen Pudelrudel geworden: Filmblut ist hip und Tarantino „kultig“. Der Song „My Hands deep in your Guts“ sollte eine Persiflage auf dieses Genre sein, doch Knappheit ist nicht immer das probateste Mittel ....
Ebenso reproduziert der in der Punk und Hardcore Szene häufig rezipierte SM-Sex, respektive dessen Ästhetik, im munter beklatschten Kapitalismus nur noch das Herr-Knecht-Verhältnis und stellt es nicht mehr in Frage, wie es De Sade tat, als entfesselter Freigeist, dessen politisch zu Bedeutung gekommenes Bürgertum euphorisch und rücksichtslos die Räume auszuloten versuchte, die ihm plötzlich zugänglich waren.

Punk und Hardcore und alle ihre Subgenres waren eine Totgeburt, ein Anachronismus: Die Territorien, die neu ausgeforscht werden sollten, deren Eroberung Freiheit zu versprechen schien - es waren nur Trugbilder. Wir rebellierten mit aller Kraft gegen eine Wirklichkeit, deren realer Horror die unsrigen Versuche, ihn abzubilden, lächerlich erscheinen liess: Was sind Anti-Apartheid-Songs gegen die Schüsse von Soweto gewesen? Discharge‘s (Anti-)Kriegshymnen gegen die Greuel von Afghanistan (vor 20 Jahren, wie heute)? Die Antiseptik derVerwesungstexte x-beliebiger Goresplattergrindbands gegen den Gestank eines Leichenhauses?
Wir blieben Idioten. Wir richteten uns ein in unserer Szene, verzichteten für ein, zwei Jahre auf den Mehrwert, bis die ersten Aufstandsverwalter den neuen, lukrativen Fischteich gesichtet hatten. Aus den Idioten wurden so Dummköpfe.

Hinfall

Was diese Diskographie im besten Fall dokumentieren kann, ist der Moment, in dem alles den Bach runterging. 1987 und 1988 gingen die 80er Jahre frühzeitig zu Ende. Was so toll angefangen hatte mit den Krawallen in den Metropolen, der Radikalisierung des Punk und der Hardcore-Explosion, ging nach wenigen Jahren zu Ende. Der Markt hatte ungeheuer schnell reagiert und der Machtkonsens der Akteure wurde schnell umgesetzt. An die Stelle von Rebellion trat das Posen. Piercings ersetzten Schlagringe und auch die Instrumente wurden teurer. Die CD verdrängte das Vinyl, eine vom Konsum betäubte Jugend drängte in die subkulturellen Nischen, um sich den aktuellsten Kick versetzen zu lassen. Man brauchte uns bald nicht mehr. Die Idioten sitzen heute, wie ihre Vorgänger, in den Chefatagen oder einsam in ihren Sozialwohnungen, umgeben von Plattensammlungen, die täglich älter werden - alles ist zersplittert, die Fäden verlieren sich.

Dieses System, das seine Tentakeln ausgebreitet hat, seine Tentakeln hat wachsen lassen, in die hintersten und letzten Winkel seiner Gesellschaften. Das alles und alle in Ware verwandelt. Das uns den letzten Raum ausserhalb seiner selbst streitig macht und das letzte Stückchen unserer selbst umschlingt.
Hegel sah den Weltgeist am Werke, wenn Geschichte „passierte“, Karl Marx und Friedrich Engels beschworen das Gespenst des Kommunismus, das die Totenglocken des alten Systems zum klingen bringen würde, bei Fehlfarben stürzten beim „Geschichte machen“ Spacelabs auf Inseln. Heute aber sitzt uns allen der Zeitgeist auf den Gesichtern. Nur wenige noch versuchen, ihn da wegzustoßen, um endlich wieder atmen zu können. Es ist ja alles so schön bunt hier."



1 eine der meist gebootleggten Bands aller Zeiten?

SPITBOY - shirts









Zwei Shirts mit dem klassischen Spitboy Motiv, das sich auch auf dem LP Booklet befindet. Bin mir nicht mehr ganz sicher, aber beide wurden auf der damaligen Europatour verkauft, wobei das schwarze Shirt mit dem Backprint aus dem Hause Lookout kam (weitere Informationen nehme ich gerne entgegen).

Das Motiv - ich habe die Shirts tagtäglich als Teenager getragen - sorgte trotz der Schlichtheit damals bei Gleichaltrigen und Autoritäten, mit denen man konfrontiert wurde, für Reaktionen, die mich einerseits verletzten, andererseits aus einer, ich nenne das nun mal so, Punksicht der Dinge zufrieden stellten, und mit Sicherheit von der Band aus - und das zieht sich durch die Texte, das Layout oder gar das Fanzine von Adrienne (der Sängerin) - dies mit auslösen sollten.
Kritik an identitären Momenten von Punkuniformen oder allgemeiner Kleidungscodes von Jugendlichen usw.1 ist in vielen Punkten einfach berechtigt, aber die Wirkung die solch Kleinigkeiten erzielen können, verwundert mich immer wieder.2

Zurück zu Spitboy, einer Band, die mich zusammen mit Born Against, Struggle, Man Lifting Banner, Downcast, Econochrist, Age und Abolition3 sehr beeinflusst hat. Ihr wisst was ich meine: der End80er/Früh90er Polit HC, bei dem die Leute krampfhaft unter Beweis stellten, in keinster Weise witzig zu sein, aber mit vielem brachen, was - meiner Meinung nach - den Hardcore nach der großartigen Anfangsphase Anfang der 80er hat madig werden lassen (mit Ausnahme der Cro-Mags... hahahahaha): Sick Of It All, Biohazard, Niedergang von Grindcore und Noisecore, Muskelspielchen, Krishnas, Crustpunk, Rollins. Alleine Born Againsts Gaypornocartoonbildchen oder der Zynismus in punkto Tabakkonsum
oder eben Spitboys Offenheit und direkte Art (die sich vielleicht noch bei Tribe 8, anfangs Bikini Kill, Sleater Kinney und Team Dreach finden ließ) waren einfach der Stinkefinger in Richtung pumpender Metalheads.
Unter den Bemühungen dem Punk zwanghaft Inhalte aufzudrücken, musste oftmals auch die Qualität der Musik leiden, aber manches lässt sich heute noch ohne allzu große Kopfschmerzen lesen: Abolition (LP Booklet), Downcast und Age sind hier für mich absolute Positivbeispiele.
Auch auf Spitboy trifft dies zu, so finde ich heute nur noch die Seite auf der Split LP mit Los Crudos und die Songs auf der "Give me back" und "Sign Language" Compilation erträglich. In Verbindung mit den Texten, Essays, Fanzine, Interviews und dem Auftreten, gewinnt die Band jedoch wieder ein völlig anders Gewicht bei mir.

Links:
Spitboy (Ebullition)
Sptboy (Lookout)
http://www.myspace.com/spitboyband


Ein Livebildchen:




1 Positivbeispiele für mich wären jedoch hier z.B. die Swing Kids oder Adornos Ausführungen zur Bedeutung von Mode

2 Wer schon mal mit dem alten Zap Fanzine Shirt "Deutschland verrecke!" in einer Ö-Recht Vorlesung war, weiß welche schönen Momente gemeint sind. Mein Glück (oder Pech?), dass 8 Jahre früher wegen solchen Dingen, die Leute von einem Mob durch die Fußgängerzone gejagt wurden, und einfach für die Tatsache, eine distinkte Entität (im positiven Sinne) zu sein, zusammen geschlagen wurden; zu mindest in der Stadt, in der ich groß geworden bin, was vielleicht auch der Kreativität der Leute geschuldet war, denn ein Shirt mit aufgemalten Fadenkreuz auf dem Rücken und ein großes "Schieß doch Scheißbulle" würde sich selbst heute bei der Schwemme an Einkaufsmöglichkeiten für das Kriegchen der Identitätchen nicht verkaufen.
Lag nicht Felix Havoc mal zusammengeschlagen im Krankenhaus und das Einzige was in an der Situation freute, waren die Gesichter der Polizei aufgrund seinem selbstgemalten Millions Of Dead Cops Shirt?

3 sorry, ist halt so? All hail BB back then.

Tuesday, November 21, 2006

HAPPY EVER AFTER - "discography"











Wer in Süddeutschland, Deutschland oder weltweit mit HC/Punk aufwächst, stolpert längerfristig über X-Mist, Spermbirds, So Much Hate, Linzer Bands oder die Skeezkicks, und die ganz Smarten von Euch auch über Happy Ever After oder haben ein Faible für X-Mists aktuelle Veröffentlichungen.

Happy Ever After existierten nur für sehr kurze Zeit und bestanden aus Armin (Bass) und Andy (Schlagzeug) von den Skeezicks sowie Ute an der Gitarre und Jason von Social Unrest1 am Gesang.

Vor allem die Single finde ich einfach großartig. Treibend, rockend, Bass knackt und diese markante Stimme. Das Posting dürfte die komplette Discographie von Happy Ever After sein, was ziemlich ärgerlich ist, denn das ist für mich eine 'LP-Band'. Und wie gut ist der Basslauf bei dem Compilation Song?

Auf der Split Single sind die Saalleerfeger 2 Bad mit drauf... fies, mahlende Huldigung an die Circle Jerks/Black Flag bzw. im Falle 2 Bads wirklich Black Flag - die Godflesh mäßige Gitarre... Hammer. Eigentlich auch mal ein eigenes Posting wert.

Interview mit Armin (Ox)
X-Mist Records
Happy Ever After 'Posting' bei Mister Happy

HAPPY EVER AFTER - self titled (7") X-Mist #17 1990
1. Robespierre' s Mirror in Giovanni' s Room
2. The Tokyo Story (in 2 parts)
a) Ichi Ban (Ripping
b) No "X-mist" for Junky

HAPPY EVER AFTER/ 2 BAD - splt (7") X-Mist #16 1990
1. Lexixon Devil (Germs)/ Happy Ever After
2. wasted (Black Flag)/ 2 Bad

HAPPY EVER AFTER - X-Press LP compilation track X-Mist #20 1990
1. big youth crashes

Und das alles (192 K, OGG) gibt es hier (PW: antithesis).


1 Gottmodus an!

Monday, November 20, 2006

Oh, these Krauts...

Thorsten Schmitz, seines Zeichens ein guter Freund Israels, freut sich heute auf der Meinungsseite der Süddeutschen Zeitung (wie ich gerade sehe: Lizas Welt hat sich wohl gestern Abend schon die Onlineausgabe zu Gemüte geführt; mich bringt solch Gumbomatentum um den Schlaf) über das Durchbrechen der Gewaltspirale durch das palästinensische Volk, die in einer, wohlgemerkt von der Hamas gesteuerten, Aktion als menschliche Schutzschilde eine israelische Bombardierung verhinderten. Dass diese Menschen dazu missbraucht wurden, Terroristen zu schützen1 und dass ihr Leben für die Initiatoren keine Rolle spielt2, scheint Herrn Schmitz egal zu sein. Stattdessen freut man sich, dass „das angeblich schwache palästinensische Volk […] so durch gewaltlosen Widerstand Stärke bewiesen [hat], indem es das Katz-und-Maus-Spiel seiner angeblich starken Führer durchbrochen hat.“ Was derartige Tatsachenverdrehung mit Journalismus zu tun haben soll? Herr Schmitz wird darauf keine Antwort haben, denn die Nahostberichterstattung3 folgt ihren eigenen 'Gesetzen'.

Interessant finde ich übrigens auch einen Blick auf die Rhetorik dieses Herrn, so z.B:

„Israel nimmt für sich das Recht in Anspruch, seine Bürger vor den palästinensischen Kurzstreckenraketen zu schützen und lässt seine Armee einen Krieg führen gegen palästinensischen Terror.” [Hervorherbung von mir]


Das Recht in Anspruch? Meine Güte was4 sonst!

Oder der zuvor zitierte Satz:

„Das angeblich schwache palästinensische Volk hat so durch gewaltlosen Widerstand Stärke bewiesen […]“.


Über so viel Beifall freut sich der völkische Widerstand.

Eine weitere Glanzleistung der Süddeutschen Zeitung, die ja auch gerne durch Kracher von Leyendecker („Das Netzwerk der islamistischen Terroristen hingegen, das durch die derzeitige Politik der USA und Israels bedauerlicherweise immer mehr Knoten bekommt, braucht keine Rechtfertigungen mehr” ) oder Avenarius („Unter kosequenter Nichtbeachtung kultureller Eigenheiten klagt der Westen, Demokratie, Menschenrechte, die Gleichberechtigung der Frau und Religionsfreiheit ein“) immer wieder ihre journalistische Qualität unter Beweis stellt.

Update:

Heute eine weitere journalistische Perle gefunden.


1 “Bei den Bewohnern der Häuser handelt es sich um einen Führer der Volkswiderstandskomitees in Beit Lahija und einen Hamas-Führer im nördlichen Gazastreifen.“
2 kann jemand in menschlichen Schutzschilden und dem militärischen Kalkül darin eine Ode an das Leben erkennen?
3 alleine bei dem Wort ist Kotzen angesagt
4 Mit roten Zielscheiben auf T-Shirts Ausflüge in den Gazastreifen organisieren?

Saturday, November 18, 2006

BOUND (MA) - self titled (7") Stolnacke #01 1994



So Rätsel gelöst: bei meinen ersten Bound Posting handelte es sich um eine völlig andere Band. Auch die Leute, die mir wegen der 7" geschrieben hatten, konnten mir mit keinen weiteren Informationen helfen, bzw. konnten mich nicht auf diesen Umstand hinweisen. Hier nun die 7" der Bound aus dem Bostoner Raum, von der ich dachte, dass sie die erste Single der zuvor geposteten Band ist. Demnach dürften auch diese Bound, diejenigen mit dem guten Demotape (hier bin ich auf Eure Hilfe angewiesen (Tapedubs, Tapetrading der alten Schule etc.) Danke!) sein. Die Band war aus Leominster, MA und ging später in Hatchetface auf, einer von Bound war auch bei Kid Dynamite und das war es auch schon mit Hintergrundinformationen.

Diese Single ist die erste Veröffentlichung von Stolnacke, die auch die "Halo in a Haystack" 12" von Converge
rausgebracht haben. Musikalisch haben sie mehr vom damaligen Mix aus Emocore (Honeywell fallen mir ein...) und nicht ganz so platter Moshbands (Groundwork, Chokehold usw.). Auf der Hardcore-typischen Winkiwinkiliste finden sich Sachen wie Drop Dead, Ulcer, Entropy, Gern Blandsten und Gravity, was so ein bisschen den Rahmen abstecken dürfte, in dem sich diese Band bewegt hat. Eigentlich poste ich das nur der Vollständigkeit halber, finde ich die Single doch recht schwach. Jedoch erinnern sie mich sehr an eine Zeit, in der mein Hardcore aus vielen 'A's wie Abc Diabolo, Angel Hair, Ambush und Acme bestand. "Die Like Them" ist eine für diese Zeit typische Anti-Religionsschote, erinnert an die "lacking mindset" Compilation. "The Long March" eher hohl: Revolutionsromantik mit komischen Referenzen: Unterdrückte, die an einem Fackelmarsch durch die Nacht (!!!) teilnehmen?! What the fuck... metaphorisch hin oder her.

BOUND - self titled (7") Stolnacke #01 1994
1. subject to change
2. the long march
3. die like them
4. in addition
[OGG 192 K, Passwort: antithesis]
You think the kids aren' t alright? These kids are alright!

Okay, diese drei jungen Herren... Kinder aus Argentinien werden seit einem Monat überall (dank YouTube) gepostet. Auch ich reihe mich hier ein. Sicherlich nicht das beste handwerkliche Können, aber hey: wer von Euch beherrschte in dem Alter sein Instrument wie diese Buben?

Wie alt ist der Herr im Pokémon (!!!) T-shirt? 9? 10?

Have fun:

Iron Maiden




Sepultura



Black Sabbath



Emerson Lake & Palmer



Eine Blues Improvisation

Wednesday, November 15, 2006

Soundkarte defekt

So meine Kinners, gerade erst angefangen und schon die ersten Hindernisse (ein Zeichen?): meine Soundkarte ist defekt und ich habe gestern die "Sign Language" Box mit Hilfe des Onboard Sounds digitalisiert! Eigentlich sollte ich die Finger davon lassen: bei voller Lautstärke kann ich über diesen Radio hören1, gleichzeitig gibt es Störgeräusche bei der Aufnahme. In diesem Fall noch einigermaßen erträglich, auf Dauer aber nicht machbar. Oder ich poste erstmal fröhlich weiter und kann ja dann nochmal alles neu rippen.

1 Straight Edge sollte auf Elektrosmog, Handys und Co ausgeweitet werden. In meiner alten Bude war der Kühlschrank der Weltempfänger.

Tuesday, November 14, 2006

V/A . Sign Language Box & Play At Your Own Risk Vol. 2 Box Allied Recordings #09 1991

Boxsets fand ich immer toll; auch wenn ich zuvor gemeckert hatte, dass ich den Versuch - gerade im HC/Punk - immer lächerlich fand, wenn versucht wird... okay lassen wir das.

Brutal Truth, Miles Davis, Samiam, viele Klassik und Neue Musik Sachen, Dag Nasty, Crass, Elvis Singles, Depeche Mode, Braid, Pestilence Compilation, Laibach, Beatles, Drum N Bass/ Funk/ Soul Compilations, Sub Pop Records oder aktuell z.B. die The Clash und The Damned Single Boxen fallen mir da ein. Und während Ihr wahrscheinlich gerade der Death Picture Box (hässlich!) oder Metallica Box (wer braucht die?) hinterher hechelt, poste ich einfach zwei Singleboxen aus den 90ern, die nicht so bekannt sind, die ich aber trotzdem irgendwie lieb gewonnen habe.




Diese Compilation kam auf dem damals noch jungen und nun leider nicht mehr existenten Allied Label heraus, welches von John Yates1 geführt wurde; bin eh der Meinung, dass die Sachen auf Allied viel zu wenig gewürdigt werden, darunter Bands wie Antischism, Wat Tyler, Schwartzeneggar, Serpico, Strawman, Political Asylum, J Church, Phleg Camp, Sleeper, Buzzo-en oder die ganzen Compilations.

Diese Box enthält neben einigen Größen des damaligen Polit-HCs (
Econochrist, Christ On A Crutch, Spitboy, Sawhorse, 411...), auch einige Sachen, die ich erst beim Digitalisieren der Box wieder zu würdigen wusste, bzw. deren anderen Tonträger raus gezogen habe, so z.B. Sleep (verdammt gute Combo, die beim derzeitigen Heavy Mucke Trend viel zu selten erwähnt wird), Jawbox (wie konnte ich die nur vergessen?) oder The Fixtures (die beste DK Kopie?). Im Booklet, das ich Euch komplett gescannt habe, gibt es zu den drei Themen Rassismus, Sexismus und Krieg kleine Essays (inhaltlich von meinem heutigen Standpunkt aus nicht mehr so prickelnd, aber so waren sie die Früh90er (wer kriegt heute keine Bauchschmerzen bei den Booklets von One Blood, Crooked Cops oder der In Spirit Of Total Resistance Compilation?)). Die Box war auf 2000 Stück limitiert. Have fun.

Sign Language Compilation bei Ebay.com
Flex! Eintrag


V/A - Play At Your Own Risk Vol. 2 (2x 7" + 5") Recess Records #18 1995
Passwort: antithesis



Tracklist:
Seite A:
1. Quincy Punks - roadkill
2. The Crumbs - I think I got the Blues

Seite B:
1. Blackfork - Riviera Foomstyle
2. Annie & Candy Clutz - Abortion
3. Second Hand - graduation

Seite C:
1. Pud - Breakout
2. Slackers - I don' t care

Seite D:
1. Chickenhead - ruin your day
2. Les Turds - shithole
3. Teamsters - I' m a criminal

Seite E:
1. Propaghandi - Portage La Prarie

Seite F:
1. I Spy - when we grow up




Den meisten dürfte
Recess durch die Dwarves, I Spy, FYP und Propagandhi bekannt sein, aber es gibt auch kleine, feine Combos auf diesem Label, die vor allem einen dilenttantischen Charme mit einer mir sympathischen Fuck You Attitüde ausstrahlen. Einige dieser Bands, die auch prima mit Singles im SFTRI Programm stehen könnten, gibt es auf dieser netten Box zu hören; so z.B. Annie & Candy Clutz und ihrem "abortion", welches auf der Booklet Seite mit einer Trashfaktor hoch 10 Comicgeschichte untermalt wird. Oder auch Quincy Punx, die ein wenig dem alten L.A./Posh Boy/Slash Sound Tribut zollen und ständig textlich und auch musikalisch Seitenhiebe auf den Hardrock und Heavy Metal einbauen, auch deren eigenen Singles sind ganz witzig. Die ersten 1000 Exemplare gab es in einer Box, Zweitpressung in einem Etui (so weit ich mich erinnern kann); die meisten hatten kleine Spielzeuge oder wie in diesem Fall Streichholzschachteln in der Box. Ach ja: der Propagandhi Track ist Grottengalore!

Flex Eintrag


1 So etwas wie der Noam Chomsky des Artwork für Hardcore und Punk oder besser: der Propagandaminister der Politpunkplatten (glaube auch jedes zweite AK Press Buch hat ein Yates Cover?! Noch mehr offtopic: sucht mir mal ein seriöses und gutes Buch bei AK Press raus und teilt dies mir mit; ich blieb bei meiner Suche erfolglos.)
MASERATI – Inventions for the new season (CD) Golden Antenna #01 2006



Manchmal sollte meine Ignoranz gestraft werden! Ob ich den Arsch offen habe, habe ich mich so eben gefragt, nachdem ich Maserati bisher konsequent ignoriert hatte (was auf verdammt viele Sachen in letzter Zeit zutrifft1).
Dies ist bereits das achte Release dieses US Vierers. Und während ich beim NEU! Posting noch genervt über den aktuellen Trend, den Krautrock aus Peergroupgründen neu zu entdecken, hergezogen bin, zitieren Maserati seit bald 6 Jahren konsequent, gekonnt und ohne nerviges 1:1-Kopieren.

Maseratis Stücke sind komplett instrumental gehalten und ich frage mich, ob dies nicht auch ein Grund für den fehlenden Bekanntheitsgrad der Band ist (abartige diese Hörgewohnheiten von Rockhörern2), der Band schadet es kein bisschen, denn „Inventions for the new season“ (ich muss unbedingt den anderen Kram hören) ist – auf Muckerneudeutsch – einfach tight. Die Songs bauen sich meist stoisch und loopartig mit klaren Gitarrenriffs auf, der Bass kracht dröhnend, im Hintergrund baut sich eine Dronewand auf, diese flacht ab und alles löst sich auf, der Bass spielt einen klaren Lauf und ständig varieren die Gitarrenloops, während im Hintergrund sich wieder diese Wand aufbaut. Hammer! Agitation Free (auch meist ohne Gesang!), Can oder auch Harmonia sind Bands, die mir bei dieser Art von Songwriting sofort einfallen. Maserati sind jedoch teilweise etwas glatter als vor allem die zwei Erstgenannten, die um einiges hektischer und abgedrehter waren, was aber vielleicht auch einfach am Zeitkontext, den technischen Möglichkeiten damals und auch am Drogenkonsum liegt. Was diese Krautrock Originale an Unvorhersehbarkeit und Überzeugungstäter & Enthusiasmus Galore heutigen Sachen voraus hatten, machen Maserati durch ihr Songwriting wett bzw. spielen mit festgefahrenen Hörgewohnheiten: bei „12_16“ geht man davon aus, dass der Song sich schleppend fortzieht und noch melancholischer wird und plötzlich löst ein kurzer Snarewirbel alles auf und ein klarer, melodischer Part dreht das ganze Stück, genau dieser Part führt direkt in einen noch schleppenderen Teil, der in einem treibenden Schluss landet (hat jemand Ash Ra Temple gesagt?). In ihren melancholischeren Momenten musste ich oft an das erste und letzte Stück von Pink Floyds „Meddle“ Scheibe und natürlich das „Wish You Were Here“ Album denken, jedoch alles eine Spur härter und in aktuellem Soundgewand. „Synchronicity“ hat anfangs ein bisschen ein Fusionfeeling3. Bei Maserati jedoch ohne den Improvisationscharakter vom Schlage „Bitches Brew“, sondern straighter und viel mehr auf der Rockseite, so wie Fusionelemente später im No/New Wave Einzug hielten. A Certain Ratio fallen mir hier zum Beispiel ein. Auch bei Maserati gibt es davon Versatzstücke, z.B. wenn die Bassläufe nach einem sich steigernden Gitarrenintro einsetzen. Eine Band die dies sich bei all den New Wave Bands der ersten Stunde gut abgeschaut hat, sind Outhud, deren erstes Album auf Kranky - würde man die elektronischen Spielereien weglassen - mich auch in manchen Momenten an Maserati oder anders rum erinnert, bloß dass Maserati einen wesentlich dichteren, vielschichtigeren Sound haben (auch dass Outhud meist instrumental sind und viel Kraut zitieren, trägt zu meinem Vergleich bei). Als Konsequenz: Maserati sind die besseren, weil interessanteren, abwechslungsreicheren Outhud und wer deren ersten Sinles und S.t.r.e.e.t.d.a.d. (der Kram danach ist eh scheiße) mag, muss hier zugreifen. !!! könnten auch als Namedropping fallen bzw. deren weniger Spast-mäßigen Stücke der ersten LP. Vor allem das erste Stück „Inventions“ hat sehr viel davon.

An zwei Tagen inkl. der ganzen Nacht lief diese CD nun ca. 20 Mal. Bombe! Schön, dass Musik für mich im Jahre 2006 spannend bleiben kann. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Muss ich mir beim Posten von T-Shirts schon keinen Kopf mehr machen, was ich hören werde.
Das Europa Release von dem Album erscheint demnächst bei Golden Antenna und ist gleichzeitig der Labelerstling; in Australien bei Sugar Rush Records.

MASERATI – Inventions for the new season (CD) Golden Antenna #01 2006
1. Inventions
2.
12_16
3. Kalimera

4. Synchronicity IV

5. This is a Sight we had one day from the High Mountain

6. Show me the season
7. Kalinihta
8. The World Outside


Links:
Golden Antenna Records
Golden Antenna at Myspace
Maserati
Maserati at Myspace

Video:




Maserati & Ostinato

Europa Tour 2007

20.03.07 Germany
21.03.07 Germany
22.03.07 Germany
23.03.07 Schifflange (LUX), Votre Choix
24.03.07 France
25.03.07 France
26.03.07 France
27.03.07 France
28.03.07 France
29.03.07 Belgium/Netherlands
30.03.07 Germany/Belgium/Netherlands
31.03.07 Germany
01.04.07 Germany
02.04.07 Germany
03.04.07 Czech Republic
04.04.07 Czech Republic/Austria
05.04.07 Austria
06.04.07 Austria/Switzerland/Germany
07.04.07 Germany
08.04.07 Germany
09.04.07 Braunschweig (D), Nexus



1 weniger T-Shirts posten, japanischen Noisecore, Robotermusik und Art Ensemble Of Chicago hören, Du Sack!

2 kurz als Fan: eine Band, die auch darunter zu leiden hat, sind American Heritage, die wahrscheinlich mit Genre üblichen Gesang, nur noch abräumen würden, stecken sie instrumental doch den Großteil der Helden in die Tasche.

3 not just white men’ s trash!

Saturday, November 11, 2006

Hardline Germany/ No Cruelty - shirt





Mit einer feinen Tasse Kaffee (remember Crucial Youth) gibt es hier noch ein Schmankerl am frühen Abend. No Cruelty war ein 'Label' bzw. ein Vertrieb von Tina und Peter aus Lörrach, welche gleichzeitig - mit Postfachadresse in der Schweiz1 - das Hardline Chapter für Deutschland gemacht haben, aber eher im Früh90er Politcore und Emocore verankert waren. Sie veranstalteten auch Konzerte mit Bands wie Acme oder Dawnbreed in Lörrach, auf denen, wenn die Bands gewusst hätten, wer diese veranstaltet, niemals gespielt hätten. Nur manche schienen davon Wind bekommen zu haben: so erschien die Step Into Nowhere/ Spit Acid - Split 7" dann nicht wie geplant auf No Cruelty sondern auf Per Koro. In der Single gibt es ein kurzes Statement dazu, das vor allem die Pro-life Haltung von Hardline kritisiert. So brachte es No Cruelty auch nur auf zwei Veröffentlichungen: die 7" von Neckbrace aus England mit Leuten von Unborn und Nailbomb und ein Audiokochbuch (das ich leider nicht mehr finde und unbedingt wieder in meinen Haushalt gehört!). Das Audiokochbuch war der Brecher! Wer bisher Pfannkuchenrezepte nicht sonderlich lustig fand, wird hier einer absoluten Attacke auf die Bauchmuskeln ausgeliefert, wenn er sich anhört, wie Tina und Peter erklären, wie man veganen Pfannkuchen macht. Dieses Shirt macht da keine Ausnahme: das Layout (Microsoft Word?), Motiv (ein Fall für die neue Ritual 7") und der Spruch (unglaublich, aber das steht da wirklich)... ohne Worte. Oder - danke ans Off -: vier Fäuste für eine Halleluja!

Von Tina und Peter sagt man sich, dass sie nach der Entdeckung von Gothic und Darkwave, anfingen schwarz zu tragen, sich die Fingernägel zu lackieren und die Liebe zu Chemie entdeckt haben. Inwieweit das stimmt, kann ich nicht sagen, aber wäre einmal mehr ein Fall von Identitätshüpfen.

Ihr habt sicher Verständnis dafür, dass ich hier abbreche und erst einmal eine gerade erworbene The Fall LP auflegen werde.

P.S.: "All you hippies better start to face reality".

1 Das fand ich immer so toll an Hardline: mit Postfachadressen, später mit Aufkommen des Internets PGP Schlüsseln usw. dem Ganzen den Touch des Konspirativen zu geben. Wenn man sich dann z.B. den Pathos in der letzten Vegan Reich Single CD durchliest, muss man noch mehr schmunzeln, bedenkt man, dass Hardline niemals oder jemals eine große Bedeutung gespielt hat. Die Chapter wurden in den einzelnen Ländern oder in einzelnen Städten meist von Einzelpersonen geführt. Unbestritten, dass - vor allem die Leute, der ersten Generation, die aus dem frühen Anarcho-/Peacepunk kamen und vegan drogenfrei weit vor der Einführung der Begrifflichkeit waren - viele Leute, die Hardline involviert waren/sind, aktiv in Tier- und Erdbefreiungsaktionen/-aktivitäten etc. involviert waren/ sind. Aber quantitativ fällt das einfach nicht ins Gewicht, und vor allem - seien wir doch mal ehrlich - ging es bei Hardline dem Großteil dann doch nur um Musik, veganes Essen und was für Schuhe man an hat, bloß dass man den Pathos des Kriegers für die Erde vor sich her trug (was der Planet von Jugendlichen hat, die Wehrsport-artig im Wald rum robben und Chomsky lesen oder später den Gebetsteppich ausrollen, kann sich jeder selber denken). Vegan Reich sahen das jedoch anders:
"Hardline has become a well established path in many countries of the world".
Die meisten Hardliner, die ich von früher kenne, pumpen heute auf Hühncheneiweiß die ganze Woche in der Muckibude, verneigen sich gegen Mekka und halten Israel für die größte Gefahr für den Weltfrieden (okay, da unterscheidet man sich nicht vom Rest der Menschheit), nehmen chemische Substanzen jeglicher Art zu sich oder müssen ihre Tattoos verstecken. Let' s face it: Hardline ist identitär-abgrenzender, pubertärer, zeitlich begrenzter Scheißdreck, der reaktionärer nicht sein kann. Alleine bei dem "knowledge is power" Gesülze muss ich kotzen, wenn das 'Wissen' auf Koran, Screaming Wolf ("the best book ever written") und Foreman beruht.

Friday, November 03, 2006

ALF - shirts









Zwei von drei Shirts, die Mitte der 90er aus Deutschland kamen ( bei Napo gedruckt?) und anscheinend mit einem Teil vom Gewinn Aktivisten oder Rechtshilfe für eben jene finanzieren sollte. Anfangs hatte ich alle drei Motive (das Dritte mit peinlicher Antijagdsloganerie) jeweils als kostenlose Dreingabe bei Bestellungen bei Napo bekommen, aber nur noch diese beiden in meinem Besitz, da meine Mutter das dritte als Putzlumpen verwendete (eine angemessene Zweckentfremdung wenn Ihr mich fragt). Was für Dinge, mit dem Gewissen 'Gutes' zu tun, getrieben wird, kann Euch - was Tierethik betrifft - auch gerne dieser Herr erzählen. Ob jemals Geld hier für den entsprechenden Zweck geflossen ist, würde mich sehr interessieren (an wen? wie viel?). Beim schiefen Druck vom zweiten Motiv frage ich mich gerade, ob da jemand schon größere Nervenschäden davongetragen hat. Wie auch immer in beiden Motiven und den Slogans steckt das ganze vegane 'Denken' in Kurzform: "Wer das Morden antreibt, weiss jede und jeder selbst" [Rechtschreibung im Original] und "Animal liberation through direct action - destroy their system of greed and exploitation".

CHAPTER - shirt





Chapter aus Pennsylvania existierten nur ca. 2 Jahre und beheimatete drei spätere Mitglieder von Creation Is Crucifixion. Im Gegenteil zu anderen Bands im vegan drogenfreien Kontext empfand ich Chapters textliche 'Kritik' in punkto Ökologie, Straight Edge, Rassismus und Relgion als weniger peinlich und pathetisch; obwohl alles teils mit dem üblichen biblisch, apokalyptischen Vokabular vorgetragen wurde, wie es Bands wie Earth Crisis oder später Maroon taten; dies jedoch nicht einer katholischen Erziehung (Earth Crisis) oder einer unhinterfragten Adaption dessen (Maroon) entsprang. Die Band schrieb später in der Discographie CD:

"Chapter existed as a testament to the friendship of several individuals. Beliefs were exchanged and thoughts were generated. We were all left with a greater unterstanding of purpose than we had previously kown."

Womit sich textliche Ergüsse wie "Castrate" (könnte auch auf einer frühen Slayer sein) oder "Fall to your knees" (könnte fast eine Dekonstruktion von "Edens Demise" oder "Inherit the Wasteland" von ExC sein, aber so ist das wohl nicht gemeint; der Rückendruck des Shirts bezieht sich auf diesen Text) auch erklären lassen (könnten).

Musikalisch standen Chapter eh aussen vor: ihr chaotischer, noisiger Hardcore dürften das übliche Moshpublikum zu dieser Zeit nicht angesprochen haben (Converge waren noch nicht "huge", obwohl deren 1994/1995 getätigten Aufnahmen für Lost And Found Records schon erahnen ließen, was da auf einen zukommen wird (1 1/2 Jahre später erscheint eine absolute Brecher 7")).

Paul Nowoczynski von Abnegation spielte wohl auch eine zeitlang bei Chapter und gründete dann mit drei anderen von Chapter Creation Is Crucifixion. Am Ende würde ich Creation Is Crucifixion und deren ideologische Basis in punkto Technologie Chapter vorziehen.

Dies ist das einzige (oder besser: mir bekannte) Chapter Shirt, dass mit ihrer 7" auf Positive Records, die ich als vg+/nm Exemplar noch suche, rauskam.

Discographie:

demo 1995 (Tape) DIY
demo 1996 (Tape) DIY
"sins of our fathers" (7") Positive Records 1996
split mit Abnegation (7") +/- Records #02 1996
split mit Junta (7") Failsafe Records #0? 1996
the bloodthirsty hate the upright - the Chapter discography 01995- 01997 (CD) Eye Witness Records #01 1998

Links:

Creation Is Crucifixion
Hactivist Homepage

VEGAN STRAIGHT EDGE - shirt





Kam Anfang der 90er raus und ich habe leider keine Informationen darüber. Die einzige Person, die ich bisher auch mit diesem Shirt gesehen habe, war der Sänger von Refused; dürfte ca. 1993 gewesen sein. Falls irgend jemand Informationen über die Herkunft des Shirts hat, wäre ich über eine kurze Mail sehr erfreut. Danke!

MARCH THROUGH RECORDS VSE - shirt





"Goldener Druck auf grünem Hintergrund?", wird sich so manch einer fragen. Dieses Shirt des ostdeutschen March Through Labels - ehemals Emotion X (Gnezl Drei1, End In Sight2, Nothing Left To Grasp3...) - kam weit vor der MCD einer kalifornischen Punkband4raus bzw. ist in seiner Farbkombination so eher unfreiwillig - komisch - gewählt worden. March Through veröffentlichte einige einigermaßen bekannte oder weniger bekannte Mid90er Bands, darunter die deutschen Surface mit ihrer 7", die Contempt CD (mit einem grausamen Mix, eine remasterte Version ist von Catalyst erhältlich), Despair/Spawn Split, Endeavor, Contrition usw. oder co-releaste z.B. die Framework CD auf Lifeforce. Eine ausführliche March Through Records Discographie inkl. Nummerierungen würde mich sehr interessieren, da manche Veröffentlichungen nicht einmal gekennzeichnet sind.
Warum über dem "...and we are not this perfect generation" auf der Rückseite trotzdem ein muskelbepackter Mann ala (wollte schon Allah schreiben (hoffentlich wird der Blog jetzt nich gehackt!)) notorischer Lebensreform oder Riefenstahl Ästhetik ist, kann mir wahrscheinlich auch niemand beantworten?

1 Falls jemand das Demotape, genauso wie das von Ferguson, hat: bitte melden!
2 Ich suche deren "killing the musicians" 7" auf dem Putrid Filth Label
3 Ein Nothing Left To Grasp Posting wird sich zum Leid aller Lesenden längerfristig nicht vermeiden lassen!
4 Für die Kopfschmerzen übernehme ich keine Verantwortung.

Thursday, November 02, 2006

NEU! - Super/ Neuschnee (7") Brain #503 1972




In letzter Zeit scheint es ja im Bereich der Stromgitarre (die elektronischen Gefilde waren da schon immer ein Stückchen weiser) so etwas wie ein Progrock- bzw. vor allem Krautrockrevival zu geben, bei dem Leute mitmischen, die vor ein paar Jahren einem, bei dem Hinweis auf die teils großartige Musik, den Vogel gezeigt haben oder mit einem schlichten "fuckin' Hippie" antworteten. Gleichzeitig wird bei diesem Revival auch ziemlich viel Scheiße zu Tage gefördert oder der Müll, der damals gemacht wurde (irgend eine Landkommune macht schlechten Lärm, peinlicher Esoschmutz (der sich auch durch das Artwork hindurchzieht) usw.), einfach noch einmal aufbereitet wird (dabei denke ich vor allem an Leute der ehemaligen Seattle Straight Edge Szene mit ihrer völlig überbewerteten Tätigkeit, bei denen eine Kritik an ihrer Ästhetik, ihrem Artwork, Auftreten usw. kaum bzw. gar nicht stattfindet). Auch stößt einem die Verwässerung oder das schlichte Kopieren der Originale - ohne deren Dillentantismus, Spannung, Unberechenbarkeit etc. - vor allem aus Postemo/-rock und -hardcorekreisen bitter auf. Gibt es was Ekelhafteres, als völlig glatt gebügelt und berechenbar Agitation Free und Ash Ra Temple zu kopieren oder Teile dieser 1:1 in den Songs unterzubringen, um zu verschleiern, dass man eigentlich nie vorhatte, seinen schlechten Collegerock aufzugeben?

Schluss mit dem Genörgel! Wir wenden uns den schönen Dingen zu und diesem Falle NEU!. In der Hoffnung nicht allzu viel über NEU! schreiben zu müssen - im Nachhinein kann man über den Streit der beiden mit Hütter und Schneider-Esleben nur froh sein (sowohl im Hinblick auf die Arbeit von NEU!, als auch dem Kraftwerk Werk danach) - gibt es hier die zweite Veröffentlichung der Band, die nach der ersten LP auf Brain, raus kam.
Herbert wird mich schon nicht killen, außerdem kann man ja heute auch schon vom Knast aus bloggen; zu mal, wenn ich mir solche Blogs ansehe, frage ich mich, ob man sich nicht allzu oft von der allgemeinen Paranoia mitreißen lässt. Warum macht Herbert eigentlich so beschissene Musik, wenn er solche Sachen raus bringt (obwohl: Grönland entstand ja im Rahmen der miesen Pop2000 Reihe)? Dies gilt auch für Leute, die gerne von NEU! reden, aber deren musikalischer Output einer Katastrophe gleichkommt bzw. selbst wenn sie von NEU! reden, sie eigentlich irgendwie nichts zu sagen haben:

"NEU! is so wonderful. They make me very happy. I love it when people glorify space and simplicity. Yay! for Neu!."John Frusciante - Red Hot Chilli Peppers


Wahrscheinlich hat er nur das erste Album mit einem Ohr gehört - das (ich sage das nur ungerne) Droneartige der Gitarrenwand und dieses beängstigend maschinenartige Schlagzeugspiel mögen schlicht sein, aber in ihrer Gesamtheit wird man hier von einer Soundwand erschlagen - und die zweite LP mit ihrer Experimentierfreudigkeit, die auch die zwei Stücke dieser Single enthält, oder gar die dritte, die mit Sicherheit auch den Punk mitbeeinflusste, nie auf dem Plattenteller gehabt.

NEU! - Super/ Neuschnee (7") Brain #503 1972
1. Super
2. Neuschnee
[OGG 192K, Passwort: sischneu]


Die Wiederveröffentlichungen der ersten drei NEU! Aben auf Grönland oder der US Version von Astralwerks findet man - auch in Vinylversion - bei Amazon. Die Originale auf dem lokalen Flohmarkt oder bei Ebay. Haben oder Spaten!

Klaus Dinger
Michael Rother
NEU! bei Discogs.com
Krautrock Linksammlung
Krautrock Seite

Wednesday, November 01, 2006

UNBORN - shirt









Weiß leider in der Wäsche, ich glaube Lifeforce hatte auch noch auf blaue Shirts gedruckt (eventuell sogar noch andere Farben?). Bei dem Backprint muss man glaube ich vorwegnehmen, dass Unborn hier metaphorisch gedacht haben , zu mal sie sich ja radikal gegen jegliche Religion ausgesprochen haben, zwar mit Hardline Leuten bzw. Initiatoren befreundet waren (sind), aber dem immer skeptisch, wenn nicht sogar schmunzelnd gegenüber standen und das T-Shirt weit vor weltgeschichtlichen Veränderungen gemacht wurde. Nichts desto trotz: ziemlich dämlich1, ist ungefähr so witzig wie Punker, die meinen, dass es heute immer noch witzig ist mit Hakenkreuzen rum zu rennen, bloß weil ein englischer Tausendsassa, das vor bald 30 Jahren zur richtigen Zeit (in manchen Momenten aber definitiv am falschen Ort2) gemacht hat.
Was leider Unborn nicht gerecht wird, weil sie - zusammen mit The Storm und Landscape - die einzigen in diesem Kontext waren, bei denen nicht die Sicherungen durchgebrannt sind. Ein ausführliches Unborn/Statement Posting, auch über ihren Ursprung/ Verankerung im englischen Anarcho, Crust und Peace Punk, der dortigen Hausbesetzerszene, und ihrer starken anti-homophoben Haltung wird es auf jeden Fall in der Zukunft geben. Auch alles Punkte für die die Band, als verdorben, unrein, sexbesessen und als Kafir gebrandmarkt wurde. In Zeiten, in denen Vegan Straight Edge durch den puren Wahnsinn definitiert wird, kein Wunder. Bei den ideologischen Parallelen zwischen verkürzter Kapitalismuskritik, Solidarität mit völkischen Befreiungskämpfen, Veganismus und dem Islamismus, der nicht nur bei Hardline Einzug gehalten hat, sondern auch von ganz normalen Jugendlichen rezipiert wird, ist dies aber nicht weiter verwunderlich. Umso ärgerlicher für Unborn, dass z.B. ihre Logos/Aufkleber, die während der Veröffentlichung der MCD auf Lifeforce Records verteilt wurden, genau von diesen Leuten umgestaltet und missbraucht werden. Genau an dieser Stelle wäre die Band oder deren ehemaligen Mitglieder dazu aufgefordert, dies zu unterbinden respektive sich da deutlich zu positionieren.

Vielleicht lässt sich auch einiges so erklären.

Update:





Das Design, das das Artwork der MCD ("no mercy for tyrannts" = großartig!) verwendete (suche ich noch als T-Shirt).


1 Ich frage mich gerade, ob es von der alten Emocore Band Jihad so weise war, den Namen einfach so zu verwenden? Eine gewissen Naivität in Bezug auf solche Begrifflichkeiten - die Band wollte durch den Namen ihren Aggressionen und ihrem Unmut in den Texten weiteres Gewicht verleihen - vor dem 11. September betrachte ich als unzulängliche Entschuldigung (ob das jedoch als Rechtfertigung herhalten kann, Menschen mit T-Shirts dieser Band zu schlagen?). Ein Beispiel, wo das Spiel mit dem Begriff geklappt hat, wäre die "Youth Jihad E.P." von Impetus Inter auf Bloodlink Records. Mittlerweile gibt es die diese Dummheit ja eh vice versa.
2 im Film "The Great Rock 'N Roll Swindel" spaziert Sid Vicious mit seinem berühmten Hakenkreuz T-Shirt durch das jüdische Viertel in Paris.

VEGANS ARE SWELL - shirt





Shirt, das Mitte der 90er in Anzeigen in einigen US Fanzines (Heartattack etc.) angeboten wurde. Earth Concepts war wohl so etwas wie z.B. Earthwell aus dem Frail Umfeld: moderater und ein wenig dieses "Power of positive thinking". Ganz nett mit dem doppeldeutigen Spruch vorne.

VEGAN POWER - shirt






Da ich Deadbeat eh nix auf die Reihe kriege, komme ich einfach mal Xians Wunsch nach, vegan drogenfreie T-Shirt Klassiker inkl. der geforderten Anekdoten zu posten.

Dieses Shirt enstammt dem Green Rage & Abnegation Umfeld und es gab dieses in unterschiedlichen Farbgebungen, die perverseste davon war ein Augenkrebslila. Das braune Shirt ist jedoch die am häufigsten gedruckte Version. Vegan Power war ein wenig ein lokales - Syracuse, NY und Erie, PA - Hardline Pendant und war - zu mindest aus meiner Sicht - eher zynisches, teils selbstironisches auf dicke Hose machen, jedoch immer mit 100%iger Devotion für die vegan drogenfreie Sache. Anders kann ich mir das auch nicht erklären, denn sowohl die Leute von Green Rage als auch Abnegation (ein Teil geht später zu Creation Is Crucifixion) waren eigentlich ganz fit im Oberstübchen, so dass der altdeutsche Schriftzug in Verbindung mit dem Slogan eher dekonstruierend und selbstironisch in Richtung der (Faschismus-)Vorwürfe, die man sich damals als Veganer hat anhören müssen (mit Sicherheit oft berechtigt), war. In Deutschland fand dieses T-Shirt reisenden Absatz bei Leuten der Veganen Offensive Ruhrpott, den Bandmitgliedern von Poweredge und Ecorage, sowie deutschen Hardline Pendants wie Frontline! und Grünfront! (übrigens häufig ohne den homophoben und frauenfeindlichen Scheißdreck des Originals). Das Fiese an dem Shirt ist das EF!-Motiv auf der Rückseite, nicht nur, dass in dem Slogan alleine schon die ganze Misere begraben liegt, sondern auch der flächendeckende Druck, dem keinerlei Atmungsaktivität innewohnt und sich wie Latex trägt (im Sommer gibt es davon Pickel). Alles in allem ein prima Kleidungsstück für die Sonnenallee, das Cafe Morgenrot, die Köpi, Ö-Rechtvorlesungen und Kreuzberger Cafes; das Tolle daran: man wird entweder für verrückt erklärt (von denen, die verrück sind) oder für bescheuert und zurückgeblieben gehalten (von denen, die eine klare Birne haben), die Konsequenz daraus, dass man seine Ruhe hat, ergibt sich in beiden Fällen. Den Plan eine leicht geänderte Version des Shirts - "Theory speaks louder than actions" - habe ich bisher leider nicht umgesetzt.

Zieht Euch dieses Kracherfotodokument rein, sieht aus wie ein Kartoffelsack:



Das habe ich übrigens über die Google Bildersuche beim Stichwort "Vegan Power" gefunden.

Das T-Shirt gibt es häufig bei Ebay.de. Zwar wird der Slogan seit eh und je immer wieder neu verbraten, aber dann nicht mit dieser Konsequenz oder dann gleich von Leuten, die jenseits von Gut und Böse sind.

NO FOR AN ANSWER - live in Treviso, Italien 11-2-1994

1994 tourten No For An Answer zusammen mit Mean Season durch Europa; Dan, der Sänger, musste sich deswegen übelste Ausverkaufsvorwürfe gefallen lassen, getragen teils durch Hetzkampagnen in Fanzines etc. Zu dem Zeitpunkt erschien dann auch eine mies aufgemachte CD - wahrscheinlich aus dem Hannoveraner Raum - mit der LP und der 7" und Napo druckte unzählige Shirts für diese Tour. Who cares?
Was ich an Dan O' Mahony immer so toll fand, war die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit, die öffentlich erklärt wurde oder in Texten z.B. Fehler, der Vergangenheit revidiert oder entschuldigt wurden. Man denke nur an die zynische Abrechnung mit Straight Edge, moralinsauren Schwätzern und den Ewiggestrigen in Form der Speak 714 Texte oder zuvor ansatzweise bei 411.
Die Band habe ich damals in Ulm gesehen und kann auch heute nichts Negatives darüber verlauten lassen: sympathische, kritische Ansagen, solides Spiel der Klassiker und vor allem dieser charismatische Mann mit der kräftigen Stimme.

Diese Aufnahme ist von eben dieser Tour, das Konzert fand in Treviso statt und ich habe sie per Tapetrading erhalten. Vor einiger Zeit stellte ich meine digitalisierten Aufnahmen, genauso wie zwei von Youth Of Today, Rob vom Stop Look And Listen Fanzine (eher Straight Edge und an klassischem Hardcore orientiert, aber immerhin ein solides Papierfanzine) zur Verfügung, der diese dann auch online stellte; jedoch hat er meine Version erneut codiert, so dass dies mit einem weiteren Qualitätsverlust verbunden war.

Neben den LP und Single Hits sowie dem feinen "Man against Man" spielte die Band auch Carry Nation Songs, darunter "Temple Walls", in dem - inkl. der Ansage - entsprechend Stellung gegenüber dem damaligen Krishna Trend/Wahn im Hardcore bezogen wurde.

NO FOR AN ANSWER - live in Treviso, Italien 11-2-1994
1. imperfection
2. I spy
3. no prisoners
4. the domino principle
5. through you
6. just say no
7. protect and serve
8. man against man
9. temple walls
10. you laugh
11. guidingline
12. without a reason
13. liar
(192 K OGG, Passwort: drugs)


No For An Answer Tonträger, sind bis auf die 7", die von Revelation wiederveröffentlicht wurde, eigentlich nur über Ebay oder Tauschbörsen erhältlich, aber dann nicht allzu teuer. Ende der 90er gab es eine CD von Cargo von der LP inkl. der Carry Nation 7", die immer mal wieder auftaucht.

Discographie:
"selbstbetitelt" Demo (Tape) 1987
"You Laugh EP" (7") Revelation #06 1988
"A Thought Crusade" (LP) Hawker Records #9487 1988
"Open Your Eyes Vol. 1" Compilation (Tape) OYE #01 1989
"Free For All" Compilation (LP) Hawker Records #9458 1989
"The Icemen Cometh" Live Compilation (7") Nemesis #live-01 1990
Last Warning (7") Bootleg 1993 - Demoaufnahmen für die 7"
"A Time We' ll Remember" Compilation (LP) Bootleg 1993 - enthält die 7"
"Best Of Nemesis Live" Compilation (CD) Nemesis #live-06 199?
"A Thought Crusade" (CD) Cargo 1999

Links:
No For An Answer bei Revelation
Four Letter Word von Dan O' Mahony ("a nice read" würde man sagen)