Monday, November 20, 2006

Oh, these Krauts...

Thorsten Schmitz, seines Zeichens ein guter Freund Israels, freut sich heute auf der Meinungsseite der Süddeutschen Zeitung (wie ich gerade sehe: Lizas Welt hat sich wohl gestern Abend schon die Onlineausgabe zu Gemüte geführt; mich bringt solch Gumbomatentum um den Schlaf) über das Durchbrechen der Gewaltspirale durch das palästinensische Volk, die in einer, wohlgemerkt von der Hamas gesteuerten, Aktion als menschliche Schutzschilde eine israelische Bombardierung verhinderten. Dass diese Menschen dazu missbraucht wurden, Terroristen zu schützen1 und dass ihr Leben für die Initiatoren keine Rolle spielt2, scheint Herrn Schmitz egal zu sein. Stattdessen freut man sich, dass „das angeblich schwache palästinensische Volk […] so durch gewaltlosen Widerstand Stärke bewiesen [hat], indem es das Katz-und-Maus-Spiel seiner angeblich starken Führer durchbrochen hat.“ Was derartige Tatsachenverdrehung mit Journalismus zu tun haben soll? Herr Schmitz wird darauf keine Antwort haben, denn die Nahostberichterstattung3 folgt ihren eigenen 'Gesetzen'.

Interessant finde ich übrigens auch einen Blick auf die Rhetorik dieses Herrn, so z.B:

„Israel nimmt für sich das Recht in Anspruch, seine Bürger vor den palästinensischen Kurzstreckenraketen zu schützen und lässt seine Armee einen Krieg führen gegen palästinensischen Terror.” [Hervorherbung von mir]


Das Recht in Anspruch? Meine Güte was4 sonst!

Oder der zuvor zitierte Satz:

„Das angeblich schwache palästinensische Volk hat so durch gewaltlosen Widerstand Stärke bewiesen […]“.


Über so viel Beifall freut sich der völkische Widerstand.

Eine weitere Glanzleistung der Süddeutschen Zeitung, die ja auch gerne durch Kracher von Leyendecker („Das Netzwerk der islamistischen Terroristen hingegen, das durch die derzeitige Politik der USA und Israels bedauerlicherweise immer mehr Knoten bekommt, braucht keine Rechtfertigungen mehr” ) oder Avenarius („Unter kosequenter Nichtbeachtung kultureller Eigenheiten klagt der Westen, Demokratie, Menschenrechte, die Gleichberechtigung der Frau und Religionsfreiheit ein“) immer wieder ihre journalistische Qualität unter Beweis stellt.

Update:

Heute eine weitere journalistische Perle gefunden.


1 “Bei den Bewohnern der Häuser handelt es sich um einen Führer der Volkswiderstandskomitees in Beit Lahija und einen Hamas-Führer im nördlichen Gazastreifen.“
2 kann jemand in menschlichen Schutzschilden und dem militärischen Kalkül darin eine Ode an das Leben erkennen?
3 alleine bei dem Wort ist Kotzen angesagt
4 Mit roten Zielscheiben auf T-Shirts Ausflüge in den Gazastreifen organisieren?

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